Narziss und Echo
Diese eher kurze und sehr gut lesbare Monografie von Michaela Huber hat mich im besten Sinne durcheinandergebracht und aufgerüttelt, denn ich erkenne neu, wie diffizil der fachliche Umgang mit Untersuchungen ist.
Die heutzutage mitunter üblichen Laiendiagnosen bekommen hier indirekt einen auf den Deckel (das sagt Frau Huber nicht, sondern ich sage es) und ich weiß, dass ich nichts weiß, obgleich ich nun erst recht weiß, was ich schon wußte: Diagnosen sollten wir den Fachleuten überlassen und dabei im Blick haben, dass auch diese untereinander im Sinne der Patientenheilung streiten und sich entwickeln.
Die Autorin arbeitet die Dominanz, Brutalität und Destruktivität des vulnerablen Narzissmus bei ängstlich und schüchtern auftretenden Frauen heraus und wie es kommt, dass diese aus wissenschaftlicher Sicht noch nicht so sehr wahrgenommen werden.
Die Frage, ob Narzissmus vererbt wird, ist noch nicht zu Ende beantwortet; es gibt erbliche Faktoren, doch bildet er sich je nach Erziehung und Sozialisation mehr oder weniger heraus.
Die Traumata und der daraus resultierende Stress, den unsere Vorfahren erlebt haben, vererben sich weiter, was Untersuchungen der Mitochondrien und des Cortisol-Spiegels beim Neugeborenen belegen. Viele Menschen gehen demnach mit einer angelegten mangelnden Stressresistenz in ihr Leben und in ihre Beziehungen.
Frau Huber stellt die These auf, dass Narzissmus eine transgenerationale Bindungstraumatisierung ist.
Ich empfehle dieses Buch Laien und Therapeuten. Ich selber werde es als Heilpraktikerin zum Nachschlagen immer wieder nutzen.
