+49 (0) 30 347 874 15 ulrike.stein@lektorat-tiefsinn.de

Rezension: Ein Haus schreibt Geschichte: Berlin, Mommsenstraße 6

Rezension:

Wolf-Rüdiger Baumann und Claudia Saam
Ein Haus schreibt Geschichte: Berlin, Mommsenstraße 6

 

Als ich das Buch beim Weihnachtsmarkt am Schloss Charlottenburg auf dem weiten Büchertisch des Transit-Verlages erspähte, fühlte ich mich gleich angezogen: Geschichte anhand eines konkreten Lebensraumes, der sich dazu in der eigenen Wahlheimat befindet, besser zu begreifen, das müsste doch hochgradig spannend und lehrreich sein!

So war es tatsächlich. Ich hatte zwar einmal etwas Sorge, dass mir das Aneinanderreihen von Fakten zu langatmig werden könnte, doch war diese vollkommen unbegründet, denn:
Der Historiker und die Germanistin beschreiben die Geschichte des „Mommsenschlösschens“ sehr plastisch. So kann man sich die Erbauung und die umliegenden Straßen lebensnah vorstellen, ebenso Stimmungen entsprechend der Jahreszeiten, die Schönheit und den Charme des Hinterhofes, die unterschiedlich angelegten Wohnungen und ihr Mobiliar, und die vielen Mieter, die dort innerhalb eines halben Jahrhunderts ein- und auszogen, darunter auch bekannte und verehrte Persönlichkeiten, und ihre Freuden, ihr Glück, Reichtum und Armut, Grauen und Angst. Fotos veranschaulichen den Gang der Geschichte.

Was bis in die Nachkriegszeit in Zille- und Heerstraße, im Kino „Die Kurbel“, am Bahnhof Moabit, auf dem S-Bahn-Ring, im Hansa-Viertel und an vielen weiteren Orten Charlottenburgs geschah, kann und will ich mir nun noch deutlicher vor Augen führen, wenn ich dort bin.

 

https://www.amazon.de/review/R2AAYOJXWA7P3O/ref=pe_111805601_1111395051_SRTC0204BT_cm_rv_eml_rv0_rv

Rezension: Melara Mvogdobo „Großmütter“ Roman Transit 2025

 

Großmütter
Roman

Transit 2025

 

Dieses 126 Seiten starke Büchlein hat es in doppelter Weise in sich: Zwei Großmütter, lebend in der Schweiz, blicken auf ihr Leben zurück.

Die eine ist sehr ärmlich aufgewachsen. Sie hat als Bäuerin stets hart gearbeitet und gleichzeitig unentwegt Kinder bekommen.
Die andere, eine ausgesprochene Schönheit, hat zur Schmach ihres wohlhabenden Gatten „nur“ Töchter geboren. Sie ist vor drei Jahren aus Kamerun eingewandert.

Ihre Erinnerungen erfolgen abwechselnd in kurzen Textpassagen, welche auch an der Schriftfarbe schwarz bzw. altrosa erkennbar sind. Es handelt sich nicht um ein Gespräch. Der gemeinsame Nenner ist die Gewalt des Ehemannes. Die knallharte, durchgehende Brutalität im Leben der beiden Frauen ist drastisch spürbar.

Doch: Was der einen ein paar Tabletten sind, ist der anderen ein Fluch.

Durch die Schlichtheit und Verknappung ihrer Sprache meißelt  Melara Mvogdobo die Härte der Demütigungen, aber auch Intensität und Kompromisslosigkeit der Wandlung, die die beiden Frauen zulassen, heraus.

https://transit-verlag.de/autorinnen/melara-mvogdobo